In Deutschland wurden kürzlich die Ergebnisse einer Langzeitstudie zum Thema "Wenn Kinderarmut erwachsen wird" publiziert. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) hat während 20 Jahren untersucht, wie sich Kinderarmut auswirkt. Es sei wichtig, zu wissen, welche Hilfe bei den Kindern ankommt. Aktuell sei jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut betroffen. Ein Teil der Kinder wachsen trotz knapper finanzieller Mittel ihrer Eltern im Wohlergehen auf. Bei jedem vierten Kind konnten keine Folgen der Armut nachgewiesen werden.
Jedes dritte Kind aus armen Familien sei jedoch gravierenden Einschränkungen und Benachteiligungen ausgesetzt, was Risiken um ein mehrfaches erhöhe. Kinder müssten trotz der Armut in ihrer Familie ihre Entwicklungsaufgaben leisten und an sozialen und kulturellen Angeboten teilnehmen können. So ist zum Beispiel der Kontakt mit anderen Kindern sehr wichtig. Kinder, welche im Wohlergehen trotz Armut aufwachsen, haben jedoch gute Chancen.
Aus all den Erkenntnissen der Studie wurden praktische, sozialpolitische Schlussfolgerungen formuliert. Zum Beispiel gebe es keinen Automatismus zwischen "einmal arm - immer arm". Einem drittel gelang der Sprung aus der familiären Armut. Es gibt jedoch Langzeitfolgen der Armutserfahrungen, wie gesundheitliche und psychische Probleme oder ein tiefes Bildungsniveau. Kinder brauchen Unterstützernetzwerke und Bildung. Ursachen für fehlenden Bildungstransfer seien nicht bei einzelnen Personen zu suchen, sie würden im System liegen. Alle Familien brauchen gleiche Bedingungen. Zudem sei alarmierend, dass armutsbetroffene Personen weniger über Politik wissen und sich von den Politikern nicht vertreten fühlen. Sie fühlen sich sozusagen nicht als Teil einer demokratischen Gesellschaft.
Aufgrund der Studie wurden folgende Forderungen gestellt:
- Einkommens- und Familienarmut wirkungsvoll bekämpfen
- Reform der Kinder- und familienpolitischen Leistungen
- Einkommensunabhängige Kindergrundsicherung
- Soziale Infrastruktur stärken, verzahnen und präventiv ausrichten
- In Bildung investieren
Quelle: www.nachdenkseiten.de/?p=59417 Zugriff 24.03.2020