"Schmerzgrenze" ist der Titel des Buches von Joachim Bauer (Heyne, 2011), einem Deutschen Neurobiologen, Arzt und Psychotherapeuten. Er thematisiert Gewalt und Aggression aus der Sicht der modernen Neurowissenschaft und macht Hirnforschung auf spannende Art und Weise zugänglich. Da mich Themen wie Erziehung und Bindung interessieren, lag mein Fokus beim Lesen auf der Hand. Was schreibt der Autor dazu? Hier deshalb ein paar Zitate aus dem Buch: "Lebensstile und Verhaltensmuster sind keineswegs nur die Folge einer vorgegebenen Biologie. Was Menschen erleben, was sie tun und wie sie leben, hat massive Auswirkungen auf die Aktivität unserer Gene und beeinflusst daher in erheblichem Ausmass die Biologie unseres Körpers. Wer Vertrauen erlebt, reagiert mit einem Anstieg des Freundschaftshormons Oxytozin, welches seinerseits die Bereitschaft erhöht, andern Menschen Vertrauen zu schenken." (Bauer: 74) "Besonders wichtig ist, dass Kinder frühzeitig lernen, die Befriedung von Bedürfnissen aufzuschieben. Erziehung wirkt auf das Gehirn in vielfältiger Weise, vor allem aber ist sie ein Trainingsprogramm für den Präfrontalen Cortex. Dieser entwickelt sich entlang der ersten Kinderjahre....auch bei einem optimal geförderten Kind, können sich diese Fähigkeiten nur langsam, entlang eines Entwicklungs-Zeitrasters entwickeln." (Bauer: 108) Weiter führt er aus, dass "Kinder und Jugendliche, die keine erzieherische Zuwendung erhalten, die vernachlässigt oder mit Gewalt traumatisiert wurden, hinter ihrem Entwicklungszeitplan ihres Gehirns in gefährlicher Weise zurückbleiben." (Bauer: 109) Menschen, die ohne solche unterstützenden sozialen Kontexte aufwachsen, hätten später ein erhöhtes Risiko, gewalttätiges Verhalten aufzuweisen, so Bauer. Er schreibt Seite 116 davon, dass seelische Gesundheit und Bildung soziale Ungleichheit und Ausgrenzung beeinflussen. Wer wissenschaftliche Bücher mag, findet mit diesem Buch eine spannende Lektüre darüber, was wir tun können, um Frieden zu fördern.